Selig sind die Toten
Weihnachtshistorie H. Schütz
Doppelchörige Motetten
Petite Messe solennelle
10 Jahre BEN, Weihnachten in Europa
Viersen blüht
2016 Feliz navidad
2016 Johannes Passion, H. Schütz
2016 Heute:Morgen!
2016 Selig sind die Toten
2015 Hyvää Joulua
2015 Requiem o.48, G. Fauré
2014 Buon Natale
2014 Rossini
2013 Bon Noel
2013 Bach Nacht "Geliebte Verwandschaft"
2012 Hyvää Joulua! God Jul!
2012 Via cruxis
2011 Joy to the world
2011 Da pacem
2011 Von Liebe Lust und Leidenschaft
2011 Barockfest Wasser
2011 Spurensuche
2010 Gud Jul
2010 Bach Nacht "The immortal Bach"
2010 Herbst am Nordkanal
2010 Zwischenwelten
2009 In dulci jubilo
2009 Da pacem
2009 Chorkonzert
2009 Mother I will have a husband
2008 O magnum mysterium
2008 Aus der neuen Welt
2008 Lobet Gott in seinen Reichen
2007 Wie der Hirsch schreit



Ausnahmsweise an einem Samstag, dem 12. Januar 2019
um 16 Uhr laden wir Sie sehr herzlich in die Pfarrkirche St. Cornelius
in Viersen Dülken ein.
Wenn Ihnen dieses Datum ungelegen kommt, können Sie uns Sonntag,
den 13. Januar 2019
um 18 Uhr in Krefeld Hüls in der Kreuzkirche, Bonhoefferstr. 31
ebenfalls hören.

Das diesjährige Programm (Noche de Paz - Nacht des Friedens) kann schon als
außergewöhnlich bezeichnet werden.
Uwe Schulze hat Literatur aus verschiedenen Jahrhunderten und verschiedenen
lateinamerikanischen Kulturen zusammengestellt, welche einen weiträumigen Eindruck
in diese entfernte Welt bietet und gleichzeitig belegt, wie nahe sich Kulturen und Völker
sind in der Faszination des Geschehens der heiligen Nacht.
Unser Bassist Gerd Keuenhof hat das Porgramm unter musikwissenschaftlichen Aspekten
begutachtet. Sie finden seinen Text unten auf dieser Seite.

Wir freuen uns über unsere Gastmusiker!

Das Continuo übernimmt die Kirchenmusikerin Friederike Braun aus Willich. Sie ist seit Januar 2018 Regionalkantorin im Bistum Aachen für die Region Kempen-Viersen und seit 2012 Kirchenmusikerin der Gemeinschaft der Gemeinden Willich an St. Katharina. Braun studierte Kirchenmusik in Lübeck und Kinder- und Jugendchorleitung an der Folkwang Universität der Künste Essen. Neben mehreren Chor-Konzertreisen konzertierte sie als Continuospielerin mit Ensembles wie dem Sinfonischen Collegium Essen, dem Bachensemble Niederrhein und dem Concert Royal Köln.

Jochen Büttner wurde 1955 in Remscheid geboren und studierte klassisches Schlagzeug und Klavier an der Musikhochschule Köln, beides mit pädagogischem und künstlerischem Abschluss. Anschließend war er Dozent für Klavier und Schlagzeug an der Musikschule der Stadt Neuss, an der er heute stellvertretender Leiter ist.
Schon während seines Studiums spezialisierte Büttner sich insbesondere im Percussionsbereich auf die Interpretation avantgardistischer Musik. Später lernte er auch die breite Palette exotischer, vor allem asiatischer Schlaginstrumente kennen. Auch als Jazzmusiker ist Büttner in diversen Formationen gefragt. Seit 1998 spielt er als festes Mitglied im Lajos-Dudas-Quartett. Als Studiomusiker blickt er auf eine Reihe von CD-Produktionen zurück.

Rafael Carpena Luukkonen
, der in Finnland geborene Gitarrist, studierte in Turku/Finnland an der Arts Academy und setzte seine Studien (klassische Gitarre, Musikpädagogik) 2012 an der Musikhochschule Weimar bei Prof. Ricardo Gallen fort. Seit 2017 unterrichtet er an der Kreismusikschule Viersen. Aufgrund seiner spanischen Wurzeln findet er seine größte Inspiration in den Klangfarben des Flamenco und Tango.



Noche de Paz

- die Nacht des Friedens
Weihnachtsmusik aus Lateinamerika

Als Cristòbal Colòn 1492 glaubte, einen Seeweg westwärts nach Indien gefunden zu haben und dabei unwissentlich einen neuen Kontinent entdeckte, hatten seine Auftraggeber, das spanische Königtum, sehr schnell erkannt, daß dies eine Möglichkeit war, die Macht Spaniens auf diesen neuen Teil Erde auszuweiten.
Dieselbe Absicht hatte auch die portugiesischen Könige auf ihren kolonialen Eroberungsfahrten und erst ein Vertrag anno 1494 zwischen den beiden Königreichen erstellte eine „Demarkationslinie“ quer durch den Kontinent und auch durch den Atlantik mit der Folge, daß das Territorium des heutigen Brasilien zu Portugal fiel. Portugal erhielt die Möglichkeit, auch in Afrika Fuß zu fassen und dort Kolonien zu gründen, um für Brasilien Sklaven erwerben zu können.
Die Conquistadores zwangen die Urbevölkerung bei ihrer Suche nach Reichtümern für die spanische Krone gnadenlos zur Unterwerfung und vernichteten dadurch eine jahrhunderte alte Kultur, deren Zeugnisse heute fast nicht mehr rekonstruierbar sind. Als Amtssprache in den Kolonien galt das Spanisch des Mutterlandes. Somit ist das alte Spanisch auf dem ganzen Kontinent die verbindende Sprache. Gleichwohl sind noch die alten Sprachen Quechua und Nahuatl der Indios bis heute durch ihre mündliche Tradition erhalten geblieben.
In den frühen Jahren des 16. Jahrhunderts begannen die Spanier, auch in Afrika Sklaven zu erwerben, um damit die schwere Arbeit in den Gold- und Silberminen und auf den Plantagen zu bewältigen. So kamen zu den einheimischen Sprachen die der Sklaven dazu. Diese versuchten, das Spanisch auf ihre Weise zu sprechen und so entstand ein eigenartiger Dialekt. Ihre afrikanisch geprägten Rhythmen haben sie in die Musikkultur Lateinamerikas integriert.
Mit den Conquistadores kamen auch Patres der christlichen Orden der Jesuiten und Dominikaner auf den neuen Kontinent, sei es als „Beichtväter“ für die zum grausamen Tod Verurteilten, sei es als Missionare, um den katholischen Glauben zu etablieren, der in Spanien schon „Staatsreligion“ geworden war. Sie gründeten in großen Metropolen des Kontinents Bistümer mit entsprechenden Kathedralen und Konventen und brachten damit auch Musiker zur Aufführung ihrer liturgischen Musik aus dem Mutterland mit. So entstanden in Mexico, Lima, Cusco und anderen Städten Universitäten und geistliche Zentren mit einer vielfältigen Musikkultur, die zunächst stark europäisch geprägt war.
Es wurden im 16. Jahrhundert zusammen mit den Indios an den Kirchen viele Chöre und Musikensembles gegründet. Mit dem eigenen Instrumentarium der Bevölkerung wurden die Kompositionen, zunächst aus dem Mutterland mitgebracht, realisiert, was der Musik eine eigene musikalische Sprache gab. Ebenso kamen neue rhythmische Elemente dazu, was zu eigenen Gattungen wie Sarabande, Guaracha, Follia und anderem führte. Diese Gattungen wurden dann im Gegenzug nach Europa importiert.
Die Missionare haben sehr schnell erkannt, daß der Glaube mit Hilfe der Musik sich am wirkungsvollsten verbreiten ließ. Auch vermischten sie gerade zur Weihnachtszeit die schon vorhandenen Rituale der Einheimischen mit denen der Kirche, um so wirkungsvoll den Glauben zu festigen.
In Spanien waren zur Weihnachtszeit eine spezielle Art von Liedern üblich, die „Villancicos“. Das Lied zeichnet sich dadurch aus, daß ein Vorsänger den Anfang intoniert und der übrige Chor dann antwortet als eine Art Intrada. Es folgen dann Strophen, die von einem Refrain unterbrochen werden. Das erinnert ein wenig an afrikanische Traditionen. Dieser Brauch etablierte sich auch in Lateinamerika.
Die Musiker aus dem Mutterland Spanien bildeten natürlich auch einheimische Kräfte aus, die deren eigene indianische Tradition mit der „importierten“ Kompositionskunst vermischten, So schufen sie ein lateinamerikanisches rhythmisch geprägtes Klangbild, das bis heute Gültigkeit hat und es finden sich viele Vertonungen von Villancicos in der Musik der Komponisten Lateinamerikas.
In den Archiven der Universitäten von Lima u.a. lagern viele Werke, die speziell für Weihnachten komponiert wurden. So sollen hier einige exemplarisch vorgestellt werden.

Aus Guatemala und Mexico kommt das Villancico „Eso rigor e repente“ von Gaspar Fernández. Es zeigt die schon erwähnte Form von Vorsängern und stufenweise eingeführte Choreinwürfen. Hier zeigt sich die rhythmische Form vom Wechsel zwischen geradem und ungeradem Taktmaß, die so charakteristisch für Lateinamerika ist. Vom gleichen Autor stammt „Xicochi, Xicochi“. Es ist wohl ein Gesang zur Liturgie mit Alleluia und ist in Nahuatl, einem indianischen Dialekt überliefert.
Ein anderes Villancico, „Convidando esta la noche“, stellt Juan Garcia de Zéspedes vor. Nach einer voll besetzten Einleitung erscheinen im Wechsel große Chorteile und klein besetzte Strophenteile.
Juan Gutiérrez de Padilla hat „Tambalagumbá“ komponiert. Es ist ein Negrillo, ein Werk, das den oben schon erwähnten Dialekt der schwarzen Sklaven mit im Text hat. Nach einer großen langsamen Einleitung folgen sehr schnelle Strophen mit eingefügten Refrainteilen. Gerade hier zeigt sich die rhythmische Vielfalt der Komposition.
Die Universität von Coimbra in Portugal bewahrt ein Werk aus Brasilien. Ein anonymer Komponist zeigt das Guineo „Sao qui turo sente pleta“ mit einem von schwarzen Sklaven verfassten Text, welcher das Portugiesisch versucht zu imitieren. Es beschreibt die Freude über die Geburt Jesu und fordert zu einem Fest und zum Lobpreis von Maria und Joseph auf.
Eine Besonderheit ist der Prozessionsgesang „Hanacpachap“ von einem anonymen Komponisten, zugeschrieben aber Juan Pérez Bocanegra. Das Original hat 20 Strophen, hier werden nur 4 davon gesungen. Der Text ist in Quechua, einem anderen noch heute gesprochenen indianischen Dialekt.
Im Programm stehen nicht nur Kompositionen aus dem Barock, sondern auch aus dem 20. Jahrhundert, wobei Rhythmen verwendet werden, die man heute aus dem Tanzunterricht kennt.
„De tierra lejana venimos“ von Juan M.V. Garcia beschreibt im Rhythmus eines Chachacha die Ankunft der 3 Weisen aus dem Morgenland.
Mit „Corramos, corramos“ aus Venezuela stellt das Arrangement von Christoph Schönherr eine Rumba vor. Der Text handelt von den herbei eilenden Hirten.
Etwas aus dem Rahmen fällt „De Virgin had a baby boy“ im Satz von Malcolm Sargent. Der Text ist in Englisch, das Lied stammt aus Trinidad/ Tobago, also von den Inseln, die Columbus zuerst gesehen hatte.
Hier steht nur eine kleine Auswahl aus der Fülle der Werke, die in Lateinamerika zu Weihnachten gespielt und gesungen werden und sie zeigen allesamt die Stimmung, in deren Mittelpunkt die Freude über die Geburt Jesu in all ihren Ausprägungen steht.
Zum Schluss noch dies: Eine sehr bezeichnende Szene zeigt das Villancico „Fuera, fuera, los Indios“, in welchem die Spanier sich über die Indios lustig machen und sie verhöhnen, weil diese auch zur Krippe im Stall möchten. Die Indios antworten mit der Feststellung, daß sie doch das gleiche Recht wie die Spanier hätten, denn sie wären ja „alle gleiche Menschen und Kinder Adams“. Das zeigt, wie fest sich doch der christliche Glaube gesetzt hatte und mutet schon fast reformatorisch an. Dies unterstreicht die weihnachtliche Botschaft, daß vor dem Kind alle gleich sind.
Gerd Keuenhof





2019 Nikolauskantate